Das eulenfreundliche Haus

Hier sind Eulen willkommen!

In vielen Bundesländern heißen bereits zahlreiche Menschen Schleiereulen und Steinkäuze willkommen. Die beiden Eulenarten haben sich als Kulturfolger an eine durch den Menschen geprägte Umgebung angepasst und suchen Unterschlupf und Brutplätze vornehmlich in noch landwirtschaftlich geprägten Lebensräumen.

Da es diesen beiden Eulenarten in Deutschland nicht so gut geht, hat die NABU-Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Eulenschutz die Plakette „Eulenfreundliches Haus“ entworfen. Mit der Plakette möchte der NABU einen positiven Anreiz schaffen, in dem diese sichtbar für alle eine Wertschätzung erfährt.

Es können Hausbesitzer/innen, die Eulen in ihren Häusern und Gärten brüten lassen oder Nisthilfen aufhängen oder anbringen lassen mit einer Plakette belohnt und vom NABU ausgezeichnet werden.

Die Kriterien sind unter dem obigen Link nachzulesen.

Das Eulenjahr 2014

Waldohreule
Waldohreule

 

Unser Eulenjahr startete im Februar mit der Eulenexkursion.

Nach einem  Vortrag zu unseren heimischen Eulen von Siegfried Schuch vor knapp 40 sehr interessierten Zuhörern ging es bewaffnet mit Ferngläsern und Spektiven zunächst auf die Suche der Waldohreule. Diese saß gut versteckt in einer Fichte, ließ den Besucheransturm jedoch geduldig über sich ergehen.

In der fortgeschrittenen Dämmerung machte sich dann ein langer Autokorso auf zu den Uhus. Vorsichtig näherten sich die Teilnehmer dem Aussichtspunkt und wurden alsbald mit zwei Uhus belohnt. Einer der beiden Uhus flog sogar im schwindenden Abendlicht eine große Runde und konnte ausgiebig bestaunt werden.

Uhu, Altvogel
Uhu, Altvogel

Weiter zog der Autotross in die Weinberge, das Verhören der Steinkäuze stand an. Über Tonbänder wurden Steinkauzrufe abgespielt und diese zum Antworten animiert. So erfährt man, welche Reviere besetzt sind. Anfangs etwas verhalten, antworteten dann doch noch 2 Steinkäuze und es konnte ein neues besetztes Revier festgestellt werden. Zum Abschluß ging es dann bei fortgeschrittener Dunkelheit ins Oppenheimer Wäldchen zum Waldkauz. Sehen konnten wir ihn nicht, aber mehrfach deutlich hören. Somit konnten die Teilnehmer bis auf die Schleiereule unsere heimischen Eulen erleben und waren entsprechend begeistert. Viele wünschten sich eine Fortsetzung und so vereinbarten wir, uns wieder im Mai zu den jungen Uhus am Steinbruch zu treffen.

Am Nachmittag des 11. Mai war es dann soweit. Kurz zuvor entlud sich ein solch starkes Gewitter über dem Niersteiner Steinbruch, dass wir schon Schlimmes befürchteten. Doch der Uhu-Gott meinte es gut mit uns. Das Gewitter verzog sich, die Sonne ließ die Erde dampfen und die Uhus konnten sich in der Nachmittagssonne trocknen und aufwärmen. Nach und nach kamen immer mehr Eulenfreunde, die dem Unwetter ebenso tapfer getrotzt hatten. Zur Belohnung konnten die drei ca. 4 Wochen alten Junguhus samt dem Muttervogel durch die Spektive gut beobachtet und alle Fragen zur Lebensweise beantwortet werden. Interessante Gespräche und Diskussionen rundeten den „Uhu-Guck“  erfolgreich ab.

Im weiteren Verlauf des Sommers konnte ich immer wieder die jungen Uhus beobachten wie sie heranwuchsen, in den Felsen herumhüpften, ihr Flügel trainierten oder erste Flugversuche wagten. Inzwischen suchen sie sich bereits ein eigenes Revier. Hier gab es auch dieses Jahr wieder 2 erfolgreiche Bruten mit jeweils 3 Jungvögeln.

 

Gleichfalls erfolgreich waren die Steinkäuze dieses Jahr. Nach dem schlechten Brutergebnis im letzten Jahr ist dies sehr erfreulich. Mäuse waren wieder reichlich vorhanden und in unserer Verbandsgemeinde können wir 24 erfolgreiche Bruten melden, 96 junge Steinkäuze konnten beringt werden. Somit kann der positive Trend der letzten Jahre bestätigt werden und wir können weiterhin von einer stabilen Population ausgehen.

Zum Vergrößern anklicken
Zum Vergrößern anklicken

Dies ist nur möglich durch das unermüdliche Engagement der Steinkauzschützer, die die Brutplätze der kleinen Eule in Ordnung halten oder neue Brutplätze zur Verfügung stellen. Ohne diese menschliche Fürsorge wird der Steinkauz bei uns aussterben, da es natürliche Brutplätze bei uns nicht mehr in ausreichendem Maße gibt. Auch die Bäume, auf denen wir die Niströhren anbringen, werden nicht ewig leben. Einige sind schon alt und morsch und haben ihre meisten Tage hinter sich, manche werden aus diesem Grunde entsorgt. Auch hier müssen wir für Nachschub sorgen und sind in besonderem Maße auf kooperative Landwirte angewiesen, Bäume für Steinkäuze auf ihren Äckern rechtzeitig nach zu pflanzen, damit der Steinkauz auch in Zukunft bei uns eine Chance hat.

Groß und Klein lauschten den Ausführungen
Groß und Klein lauschten den Ausführungen

Erfreulich war das große Interesse, einen Nachmittag lang unsere Steinkauzberingung mitzuerleben. Große und kleine Eulenfreunde lauschten den Erläuterungen und bestaunten die jungen Käuzchen, halfen beim Wiegen, Messen, Dokumentieren und lernten so einen Teil der praktischen Arbeit eines Steinkauzschützers kennen. Vielleicht bekommt der eine oder andere ja Lust mitzumachen.

Schleiereule, so wie ich sie auch gern mal sehen würde
Schleiereule, so wie ich sie auch gern mal sehen würde

Für die Schleiereule – in den Neunziger Jahren noch ein häufiger Brutvogel bei uns – ist es derzeit schlechter bestellt. Brutmöglichkeiten in unserer Region beschränken sich in der Hauptsache auf Kirchtürme. Schleiereulen mögen es hoch, dunkel und ruhig. Das Glockengeläut scheint sie hierbei überhaupt nicht zu stören. Als die Kirchen begannen ihre Türme wegen der Taubenplage zu verschließen, wurden Nistkästen in den Kirchtürmen verschiedener Gemeinden eingebaut. Einige dieser Kästen werden bis heute vorbildlich von örtlichen Eulenschützern betreut, andere gerieten in Vergessenheit, da die Betreuer wegzogen, aus Altersgründen den Turm nicht mehr hochsteigen konnten oder wegen anderer Ursachen. So begannen wir im Sommer 2013 diese vergessenen Nistkästen zu finden und wieder instand zu setzten. Ziel ist es einerseits, das alte Nisthilfenprogramm fortzuführen und anderseits damit einen Überblick über den Bestand zu erhalten. Aktuell klagen viele Eulenschützer über einen Rückgang der Schleiereulenbestände. Auch die Profis, die professionellen Eulenforscher, sehen mit Besorgnis diese Entwicklung und diskutieren Ursache und Lösungsstrategien.

Aktuell sind in unserer Verbandsgemeinde 11 Schleiereulenkästen (9 in Kirchen und 2 in Privathäusern) bekannt und werden betreut. Eine Kirche konnte für das Projekt neu gewonnen werden, andere bangen zu sehr um ihre Fassade. Bei den meisten Kästen waren umfangreiche Säuberungs- und Reparaturmaßnahmen nötig.

Fast flügge Schleiereule in Selzen
Fast flügge Schleiereule in Selzen

Doch es gibt sie noch bei uns – die Schleiereule! In Selzen hat sie nach vielen Jahren  mal wieder gebrütet und dann gleich als Schachtelbrut. Bei einer Schachtelbrut wird ein 2. Gelege angelegt bevor die jungen Eulen der ersten Brut ausgeflogen sind. Während der Brutzeit muss dann das Männchen die gesamte Großfamilie alleine durchfüttern. Hier wurden mindestens 12 junge Eulen groß. In Friesenheim wurde eindeutig Schleiereulengewölle samt einem großen Mäusevorrat gefunden. Vielleicht hat hier eine Jungeule aus Selzen geübt? Es bleibt abzuwarten.

In Dienheim wurden 3 Turmfalken groß, die  anderen Nistkästen waren meist von Dohlen besetzt.

Auch wenn es dieses Jahr nur eine Schleiereulenbrut bei uns gab, hege ich die Hoffnung, dass mittelfristig neue Schleiereulen aus den Niederlanden zu uns einwandern. Dort hat sich die Population so gut erholt, dass es ihnen wohl bald zu eng wird und sie sich neue Reviere suchen müssen. Wenn es dann soweit ist, sollen sie bei uns auch geeignete Brutplätze vorfinden.

 

Wer beim Eulenschutz mitmachen möchte ist herzlich willkommen. Tätigkeitsgebiete gibt es viele. Wer nicht in engen Kirchtürmen oder Bäumen herumklettern möchte, kann sich beispielsweise um die Koordination mit den Kirchen oder Landwirten kümmern, seine Erlebnisse niederschreiben oder Fotos zum Veröffentlichen freigeben,  kleine Vorträge in Schulen halten und und und….

Ich freue mich auf Interessierte.                                    

                                                                                                        Barbara Geiger