Eigentlich wie jedes Jahr sind im Kirchturm in Eimsheim sowohl die Falken im ersten Stock des Glockenturmes, als auch die Schleiereulen hoch oben bei den Glocken wieder da.
6 muntere kleine Schleiereulen in unterschiedlichen Größen sind recht aktiv in ihrem "Geburtskasten" unterwegs und werden reich mit Nahrung versorgt. Ein Stockwerk tiefer schauen mich 4 junge Falken an. Wie eine große WG dieser Turm, man lebt zusammen und versucht seine Familie ins Leben zu bringen, begleitet von Menschen die im Erdgeschoss Lieder singen, beten und Gottesdienst feiern. Geht doch!!!
Während im Erdgeschoss Gottesdienst gefeiert oder ein Bund fürs Leben geschlossen wird, ziehen in den oberen Stockwerken weitere treue Kirchgänger ihren Nachwuchs groß. Und das fast unbemerkt.
Seit fünf Jahren bietet der Kirchturm von St. Pirmin Lebensraum für Schleiereule und Turmfalke. Eulenfreunde des NABU Rhein-Selz installierten im Februar 2014 jeweils einen Nistkasten für Schleiereulen und Turmfalken im Kirchturm. Seitdem konnten mindestens 24 junge Schleiereulen und 15 junge Turmfalken flügge werden.
Im Anschluss an die Sonntagsmesse Anfang November wurde das Projekt vor der anwesenden Kirchengemeinde durch die NABU-Vorsitzende Barbara Geiger und Eulenschützer Uwe Zentel vorgestellt und anschließend Pfarrer Warsberg und Herrn Schmitt die Ehrenurkunde und Plakette übergeben. Damit wurde der Einsatz für den Artenschutz, insbesondere für die unkomplizierte Unterstützung von Seiten der katholischen Kirchengemeinde und im Besonderen durch Familie Schmitt gewürdigt.
Mit der Aktion „Lebensraum Kirchturm“ setzt sich der NABU für die Sicherung von Nistplätzen bedrohter Arten ein. Denn Kirchtürme sind optimale Orte, um Niststätten für Schleiereulen, Turmfalken, Fledermäuse, und Dohlen sowie auch für weitere Arten wie z.B. Mauersegler und Schwalben oder auch Spatzen einzurichten. Schleiereulen sind auf Kirchtürme ganz besonders angewiesen, da die modernen Scheunen keine Brutplätze oder Schlafplätze mehr bieten. Auch unsere Turmfalken als Felsbrüter finden Kirchtürme deswegen richtig gut.
Ins Leben gerufen wurde die Aktion im Jahr 2007 mit dem Beratungsausschuss für das deutsche Glockenwesen. Seitdem wurden bundesweit über 1000 Kirchen ausgezeichnet. Kirchen, die sich besonders für den Artenschutz einsetzen, werden mit einer Urkunde ausgezeichnet und erhalten eine Plakette, die sie an ihrer Kirche anbringen können.
Bisher wurden in der Verbandsgemeinde Rhein-Selz folgende Kirchen ausgezeichnet:
Evangelische Kirche in Dienheim, Katharinenkirche Oppenheim, Evangelische Kirche Dexheim, Evangelische Kirche Friesenheim und die Evangelische Kirche in Schwabsburg.
Text: Barbara Geiger und Uwe Zentel
Neuer Brutkasten für Schleiereulen in Friesenheim
Initiative für Ersatzbrutkasten wegen Kirchensanierung 2018
Im Dachstuhl der evangelischen Kirche In Friesenheim brüten seit Jahren fast regelmäßig Schleiereulen. Da dieses Jahr das Kirchendach saniert wird, ist auch der Brutplatz der Eulen davon betroffen. Auf der Suche nach einem Ersatzquartier wurden die ökologischen Baubetreuer im nahe gelegenen Hof der Familie Ebling fündig. Nach kurzer Beratung durch unsere Eulenschützer ging es umgehend ans Werk.
Die 10-jährigen Zwillinge Georg und Lennard zimmerten zusammen mit Opa Ebling in Windeseile einen Brutkasten für die Schleiereule. In Teamarbeit wurde gemessen, gesägt, gehämmert und geschraubt. Alle Beteiligten hatten an diesem Generationenprojekt großen Spass.
Zum Schluss wurde der Kasten ganz oben am Scheunengiebel angebracht. Nun hoffen alle auf baldigen Einzug der fliegenden Nachbarn.
Im Frühjahr 2003 wurden an der evangelischen Pfarrkirche in Dexheim Nistkästen für Mauersegler befestigt. Die Akteure auf dem Bild sind (von links nach rechts):
Siegfried Schuch, Cordula Pfeiffer-Strohm, Rudolf Leib (Erbauer der Nistkästen), Nikolaus Strupp (oben auf der Leiter) und der kleine Kai Strohm. Die Mauersegler wollten leider nicht mit auf das Foto.
Nicht nur für Vogelfreunde war die erfolgreiche Brut eines Uhupaares auf der Oppenheimer Katharinenkirche etwas ganz besonderes. Über Monate hinweg lockten die Eulenvögel und ihr Nachwuchs zahlreiche Neugierige in die Stadt. Doch ohne den Einsatz von Küster Richard Betcher wäre ihr dreiköpfiger Nachwuchs wohl nicht flügge geworden. Zum Dank überreichte ihm die NABU-Gruppe Oppenheim und Umgebung eine Urkunde und ein Buchpräsent.
Auf seinen täglichen Rundgängen über das Kirchengelände und auch bei Führungen hielt Herr Betcher über Wochen stets nach seinen Schützlingen Ausschau, um ihnen im Notfall beizustehen. Häufig hat er bei Flugübungen notgelandete junge Uhus aufgesammelt und wieder sicher zum Nistplatz auf dem Kirchendach gebracht. Einer musste sogar – wie oben erwähnt – in einer aufwändigen Rettungsaktion aus einem durch Gitter verschlossenen Gewölbe befreit werden. Es ist nicht jedermanns Sache, mit einer großen Eule unter dem Arm die enge Treppe zum Zwischendach hinaufzusteigen. Herr Betcher hat die Jungvögel durch seinen Einsatz gleich mehrfach vor Schaden bewahrt. So viel Engagement für eine seltene Tierart muss unbedingt gewürdigt werden.
Doch die Katharinenkirche bietet nicht nur Uhus ein Zuhause, viel länger schon haben auch Turmfalken dort Hausrecht. Im nördlichen der beiden romanischen Türme befindet sich ein Nistkasten für Schleiereulen. Das ist nicht selbstverständlich. An vielen Kirchen gingen in den letzten Jahrzehnten angestammte Nistplätze zum Schaden dieser Arten verloren. Daher überreichte der NABU-Vorstand Pfarrerin Manuela Rimbach-Sator Urkunde und Plakette zur NABU-Aktion „Lebensraum Kirchturm“.
Text: Rainer Michalski